Auf dem Weg von Riga nach Helsinki besuchte ich zwei Tage die Estnische Hauptstadt Talinn. Domberg und Altstadt der Bischofs- und Hansestadt vermitteln einem ein ganz besonderes, mittelalterliches Flair, das man so in keiner anderen Stadt findet. Gleichzeitig begegnet einem die Stadt und deren Einwohner als hip, zukunftsorientiert und aufgeschlossen.
In einer Shoppingmall sprach mich ein netter Este an, der mir eigentlich einen Kabelanschluss verkaufen wollte, sofern ich in Tallinn wohnte, interessierte sich dann aber sehr für die Sicht von Deutschen auf Estland. Sein Auslandssemester absolvierte er in London und von Briten bekam er entweder zu hören, er solle nicht ständig „so Phantasieländer wie Estland erfinden“ oder, wohl BBC-Weltkriegsdokus sei dank, er käme aus Reval, Ostland und das wäre immer noch besetzt vom Deutschen Orden.
Ich versuchte, sein Bild der Briten zurechtzurücken und schob es auf schwarzen Humor, Ironie und Sarkasmus und hoffte, ihm in einem längeren und recht tiefgründigen Gespräch ein besseres Bild der Deutschen zu vermitteln. Er bat mir als Dank eine Stadtführung oder Kneipentour am nächsten Tag an, nur leider musste ich morgens schon die Fähre gen Helsinki erwischen, aber Tallinn werde ich dank ihm und anderen Begegnungen in guter Erinnerung halten.